Video – RBB-Fernsehen – Aquamediale im Spreewald

Zum ersten Mal bringt das Festival „Aquamediale“ Arbeiten internationaler zeitgenössischer Künstler ins beschauliche Spreewald-Dorf Schlepzig. Die Reportage begleitet die Vorbereitungen für die Open-Air-Ausstellung, bei der Künstler und Dorfbewohner gemeinsam arbeiten.

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Video verfügbar bis 26.06.2022 ∙ 23:59 Uhr


Video – Arte – Aquamediale: Die Spree als Ausstellungsraum

Das Festival Aquamediale in Brandenburg zeigt Kunst mal aus einer ganz neuen Warte: Rund um das Dorf Schlepzig kann man die Objekte bei einer Kahnfahrt im Spreewald erleben.

zum Video: Aquamediale: Die Spree als Ausstellungsraum

Video verfügbar bis 30/07/2022


art-in-berlin: Interviewreihe zum Spreewälder Kunstfestival aquamediale

zum Interview


„Wunderbare Erdung“ von Anke Sademann im Forum Nr. 28 – 2020

zum Artikel: Forum_28_2020


„Rauchende Schalen“ von Anke Sademann im EssPress Nr. 4 – 2019

zum Artikel: EssPress_04_2019_Marie Annick Le Blanc_Sademann


Interview zur EUNIQUE 2017, Karlsruhe 

1. Was macht die Faszination ihres Handwerks aus?

Die Arbeit mit Ton ist ein Dialog.
Die Begegnung mit Ton ist der Anfang einer Beziehung. Ton ist ein lebendiges, haptisches, sinnliches Material. Es geht um das Berühren, Betasten, die Verwandlung des Materials und die unmittelbare Entstehung eines Objekts unter den Händen. Man lernt, sich auf ihn einzulassen, zuzuhören, auf Impulse zu reagieren. Man lernt auch Konzentration, Geduld und Ausdauer.

Die Arbeit mit Ton ist ein Abenteuer.
Mein Weg in die Werkstatt ist immer begleitet von einer leichten Anspannung. Wie reagiert heute der Ton? Was verlangt er heute von mir? Der Ton fordert einen heraus. Manchmal ist es ganz einfach und die Ideen verwirklichen sich fast von selbst. Manchmal braucht man mehr Zeit. Aber wenn der Moment der Eingebung plötzlich da ist, ist es ein sehr befriediegendes Gefühl.
Das große Abenteuer ist allerdings der Brand im Raku-Ofen oder in der Grube (auch Soft-Raku genannt). Beim Brand enthüllt der Ton sein internes Leben. Hier muss man sich auf das Unvorhergesehene einlassen und lernt die Unvollkommenheit zu akzeptieren.

Die Arbeit mit Ton erweckt Verborgenes
In der brandenburgischen Abgeschiedenheit mitten in der Natur habe ich die Möglichkeit mich zu erden und mich gleichzeitig los zu lösen, zu entschleunigen. Zeit, Rythmus, Zyklen. Ich nehme die Natur auf. Sie weckt in mir bis dahin Verborgenes.

2. Warum Gefäße?

Die Herstellung von Gefäßen ist eine selbstverständliche Kulturtechnik der Menschheit. Gefäße symbolisieren den menschlichen Körper als Gefäß des Geistes und der Seele und auch dessen Zerbrechlichkeit. Nicht zuletzt stellt sich die Frage nach der Ganzheitlichkeit und dem Bezug von „Innerem“ und „Äußerem“.

Ich sehe meine Gefäße als Objekte, die für sich alleine stehen können, also als Gegenstand ästhetischer Betrachtung und weniger als Nutzobjekte.

Bei der Herstellung geht es mir zuerst um die Generierung der Form, um klare Linien, um Schlichtheit, abgeleitet von der Natur.

Meine Gefäße stelle ich im freien Aufbauverfahren, d. h. ohne Töpferscheibe her. Ich kann ein Gefäß daher nicht in einem Vorgang aufziehen, sondern benötige mehrere Tage bzw. Wochen, bis die gewünschte Form erreicht ist. Ich liebe die Arbeit an großen Objekten, die eine körperliche Herausforderung darstellen. Man ist mit dem ganzen Körper dabei.

Durch das Polieren der Oberfläche in mehreren Durchgängen mit einem Stein erhalten sie eine glatte Oberfläche und den seidigen Glanz, die bei der Raucheinwirkung in der Grube ihnen ihre Tiefe und Lebendigkeit verleihen. Es entstehen Himmel, Wolken, Landschaften, Gesteine. Die geschmeidige Struktur lädt zum Anfassen ein.

Dies gilt vor allem für meine Teeschalen. Erst nachdem man sie in der Hand hatte, weiß man, dass sie zu einem gehört.

3. Was macht Raku so speziell und warum ist es für Sie so besonders?

„Raku oder die Kunst es sein zulassen“
Raku ist eine japanische Töpfer- und Brenntechnik aus dem 16. Jahrhundert, aber mehr noch eine innere Einstellung, wie sie in der japanischen Teezeremonie ihren Ausdruck findet, für die die Rakuschalen ursprünglich gefertigt wurden. Die Raku Keramiktradition ist historisch eng verbunden mit der Philosophie des Zen-Buddhismus. Es geht um die Erfahrung und das Handeln im gegenwärtigen Augenblick, die Akzeptanz der Unvollkommenheit. Beim Raku-Brennen geht es um den Moment, das Hier und Jetzt. Man lernt zu führen und zu reagieren, und in einem gewissen Moment los zu lassen.

Beim ursprünglichen Rakubrand wird die Töpferware heißglühend mit langen Zangen aus dem Raku-Ofen geholt und an der Luft abgekühlt. Der Prozess der Nachreduktion (bzw. das Schärzen durch Rauch) wurde erst in den 1960er Jahren in Amerika eingeführt. Hier wird die Ware wenige Sekunden nach dem Entnehmen aus dem Raku-Ofen in eine mit leicht brennbarem Material wie Sägespäne oder Papier gefüllte Tonne gelegt. Bei diesem Prozess der Nachreduktion wird der Scherben an den Stellen geschwärzt, die vorher nicht mit Glasur versehen wurden. Durch den Temperaturschock entstehen zudem die für Raku typischen Risse (Craquelé), deren Größe und Beschaffenheit man während des Prozesses nur teilweise beeinflussen kann.

Beim Rauchbrand in der Grube, was manchmal auch „Soft-Raku“ bezeichnet wird, da es hier auch um die Einwirkung des Rauches geht. Hier wird die Tonware mit Salzen und verschiedenen organischen Materialien vorbehandelt bzw. eingepackt. Sie wird dann in eine Grube voller Sägespäne gelegt und bei geringer Luftzufuhr dem Feuer ausgesetzt. Nach ca. 48 Stunden ist das Feuer abgekühlt und die Ware kann aus der Asche entnommen werden.

Der Einfluss des Feuers und anderer Elemente, wie Sauerstoff und kalium- oder natriumhaltigen organischen Materialien führt zu Farbeffekten auf der Oberfläche und verleihen jedes Stück Lebendigkeit und Individualität.

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